Tag 3 – 25.07.2012: Trondheim
Die Vorfreude auf den heutigen Tag ist hoch, denn der erste längere Landgang steht an: Trondheim wartet auf uns. Früh aufstehen ist angesagt, bereits um 8 Uhr läuft das Schiff im Hafen ein. Die meisten Gäste erkunden die drittgrößte Stadt Norwegens mit einem gebuchten Ausflug, so dass die Stadt mit dem Bus oder zu Fuß mit einer Reiseleitung erkundet wird. Nidaros-Dom, Ringve-Museum oder ein Spaziergang durch die Innenstadt – Trondheim hat viel zu bieten. Den restlichen Tag verbringen wir an Bord, die „Kong Harald“ hat heute eine offene Seepassage, wir werden etwas durchgeschüttelt. Die Panoramasalons sind gut gefüllt. Alle lesen ein wenig und genießen die Landschaft, die an uns vorbei gleitet. Bevor wir aber ins Bett gehen, können wir noch an einem Wettbewerb teilnehmen: Wir sollen die Uhrzeit tippen, wann wir am nächsten Morgen den nördlichen Polarkreis überqueren. Das ist nicht leicht, wir wissen nur dass es zwischen 6.30 Uhr und 8 Uhr sein wird. Wir füllen die Zettel aus und hoffen auf ein bisschen Glück.
Tag 4 – 26.07.2012: Bodø – Svolvaer
Kurz nach 7 Uhr kommt die ersehnte Durchsage: In ca. 10 Minuten überqueren wir den nördlichen Polarkreis. Also raus aus den Federn und ab auf Deck 5, welches die beste Aussicht nach vorne bietet. Der Wind bläst und die Sicht könnte besser sein, die Polarkreiskugel lässt sich aber schon erkennen. Um Punkt 7 Uhr, 11 Minuten und 00 Sekunden überqueren wir den Polarkreis. Nur zehn Mitreisende und ich haben in dem kalten Wind die Überquerung draußen mit erlebt, viele andere sind im Bett geblieben oder haben im Salon gesessen. Wer richtig getippt hat, erfahren wir erst morgen – bei einer zünftigen Polarkreistaufe. Ein Tenderboot legt 2 Stunden später auf Steuerbord während der Fahrt an. Der Ausflug „Gletscherabenteuer“ steht auf dem Programm, zahlreiche Gäste haben sich angemeldet und möchten Norwegens zweitgrößten Gletscher - den Svartisen - sehen. Es ist sehr interessant zu beobachten wie die Gäste bei Wellengang auf das kleine Schiff umsteigen. Kurz nach Mittag legt die „Kong Harald“ in Bodø an. Der Gezeitenstrom „Saltstraumen“ ist hier zu bewundern und die Ausflüge werden mit dem Bus oder mit dem Speedboot angeboten. Ein wahnsinniges Naturschauspiel, bei dem sogar Seeadler zu sehen sind. Jetzt beginnt die Überfahrt auf die Lofoten. Über 4 Stunden offene See liegen vor uns, bevor das Schiff Stamsund erreicht. Das ist auch die erste Passage auf der wir deutlich merken, dass das Schiff auch als Fähre gut gebucht ist. Wir haben seit dem letzten Hafen über 100 Passagiere mehr an Bord und es ist schwer, einen der begehrten Sitzplätze mit Blick auf das Meer zu bekommen. Der Tag wird abgerundet mit einem gemütlichen Spaziergang durch Svolvaer, wir haben weniger Zeit als geplant, denn seit der langen Überfahrt haben wir durch den Gegenwind Verspätung. Die Tage werden länger und schon heute geht die Sonne fast nicht mehr unter. Viele genießen noch lange den ungewohnt hellen Abendhimmel bevor es um kurz nach 23 Uhr noch mal richtig spannend wird: Wir fahren in den 26 km langen und engen Raftsund, der die norwegischen Inselgruppen der Lofoten und der Vesterålen voneinander trennt. Leider regnet es ein wenig als wir dann in den Trollfjord einbiegen, ein 2 Kilometer langer Seitenarm des Raftsunds. Die Einmündung des Trollfjords ist nur 100 Meter breit. Im weiteren Verlauf erweitert sich der Fjord bis auf eine maximale Breite von 800 Metern. An der breitesten Stelle wendet der Kaptiän sicher das Schiff – ein unglaublich beeindruckendes Wendemanöver. Wir wundern uns wirklich wie er das geschafft hat. Sicher führt er das Schiff dann wieder zurück in den Raftsund.
Tag 5 – 27.07.2012: Tromsø
Der Tag beginnt gemütlich. Der Frühstücksraum ist erst spät gut gefüllt, viele haben heute länger geschlafen. Kurz nach 10 Uhr ist das Deck 7 aber gut besucht: Die Polarkreistaufe steht auf dem Programm. Der Kapitän höchstpersönlich lässt sich das Spektakel nicht entgehen. Natürlich wird er von König Neptun unterstützt, dem Herrscher des Meeres. Zuerst wird der Wettbewerb aufgelöst, wann der Polarkreis überquert wurde. Ein Mitreisender hat nur 11 Sekunden mit seinem Tipp von der tatsächlichen Zeit abgewichen. Er erhält ein kleines Präsent und soll als Erster getauft werden. Sein Gesicht zeigt alles andere als Begeisterung als er die Kübel gefüllt mit Eiswasser sieht. Aber er ist tapfer, setzt sich auf eine kleine Bank vor den Kapitän und der kippt ihm mit viel Freude eine schöne Portion Eiswasser mit Eiswürfeln in den Pullover. Das ist richtig kalt. Als Anerkennung wird ihm das Polarkreisdipolm verliehen und er bekommt ein wärmendes Getränk. Jetzt sind alle anderen an der Reihe, die sich das Schauspiel bisher aus sicherer Entfernung angeschaut haben. Wer mutig ist, darf sich jetzt auch taufen lassen. Die Tapfersten gehen sofort hin und erhalten ihre Taufe, natürlich nicht ohne theatralisch aufzuschreien. Nach und nach möchten immer mehr und auch einige von unserer Gruppe schließen sich an. Und ich kann jetzt eins sagen: Ich bin seitdem stolze Besitzerin des Polarkreisdiploms, aber es war wirklich sehr, sehr kalt! Danach stand für fast alle umziehen auf dem Programm, denn der Kapitän ist sehr geübt bei der Taufe und wir sind richtig nass danach. Aber es hat sehr viel Spaß gemacht. Der Nachmittag gehört der größten Stadt Nordnorwegens, Tromsø. Das Schiff legt direkt in der Stadtmitte an und so können alle bequem die Stadt zu Fuß erkunden oder natürlich auch mit dem Ausflugsbus die Sehenswürdigkeiten bestaunen. Nicht fehlen darf natürlich die Eismeerkathedrale, das Wahrzeichen der Stadt. Schön ist auch der Ausblick vom Hausberg Storsteinen. Nur eine kurze Seilbahnfahrt und schon steht man auf über 400 m Höhe und hat einen tollen Ausblick auf die Stadt und die Berglandschaft. Um kurz nach 21 Uhr wird es noch mal spannend: Wir werden der südwärtsgehenden Hurtigruten MS „Richard With“, dem Schwesterschiff der „Kong Harald“, begegnen. Dazu sollen wir alle auf Deck 5 gehen oder in den Panorama-Salon dem anderen Schiff zuwinken. Das Schiff, bei dem die meisten Gäste mitmachen und welches am Lautesten applaudiert, gewinnt den Wettbewerb. Gesagt, getan. Wir sind wirklich viele an Deck, winken mit unseren Handtüchern und applaudieren laut. Auch im Salon, sogar im Restaurant machen einige Mitreisende mit. Aber auch an Bord der „Richard With“ sind viele Gäste an Deck und ein hoher Lärmpegel kommt uns entgegen. Es ist wirklich unglaublich, was fast 1000 Menschen auf zwei Schiffen für ein Lärm machen und was für ein Spaß dahinter steckt - auch wenn die Begegnung nach weniger als 1 Minute vorbei ist. Der Wettbewerb endet unentschieden, was auch mehr als fair ist.
Tag 6 - 28.07.2012: Honnigsvåg
Nordkap – wir kommen! Der nördlichste Teil der Reise steht heute auf dem Programm, wir sind nur ca. 2000 km vom Nordpol entfernt. Gegen Mittag legt das Schiff in Honnigsvåg an, was aufgrund seiner verkehrsgünstigen Lage zum Nordkap bekannt geworden ist. Viele Gäste haben den Ausflug dorthin gebucht, so dass bei Ankunft bereits einige Busse warten. Nur 40 km ist der Landweg zum Nordkap, im Gepäck traumhaftes Wetter. Bei strahlendem Sonnenschein werden die Nordkaphallen besucht und natürlich die Nordkapkugel mehrfach fotografiert. Ein schöner Ausflug. Andere wiederum genießen die Ruhe an Bord, denn das Schiff liegt fast 4 Stunden im Hafen. Ab späten Nachmittag beginnt die Fahrt zum Umkehrpunkt der Reise: Wir kommen der russischen Grenze immer näher. Vorher ist noch ein kurzer Stopp in Mehamn, dem nördlichsten Hafen auf dieser Reise. Ein weiterer Höhepunkt ist das Abendessen, uns erwartet das Nordkap-Büfett. Und was die Küche hier gezaubert hat, ist wirklich unglaublich: Scampis, Hummer, Kavier, Lachs und vieles mehr. Wir essen wieder mehr als wir eigentlich müssten, aber es schmeckt einfach gut.
Tag 7 – 29.07.2012: Kirkenes
Bei strömenden Regen erwartet uns Kirkenes. Das Ausschiffen dauert diesmal ungewöhnlich lange, denn alle Gäste wollen von Bord. Für einige war die Reise bereits zu Ende, per Flugzeug geht die Reise zurück in die Heimatorte. Wir anderen haben die Möglichkeit, per Bus, Schiff oder Geländefahrzeug zur russischen Grenze zu fahren. Die Grenze mit dem Grenzfluss Pasvikelva ist keine zehn km von der Stadt entfernt. Es ist sehr spannend was die Reiseleitungen auf diesen Ausflügen erzählen können, denn die Russen und Norweger haben ein sehr enges Verhältnis. Wir gelangen bis zur Grenze, aber ohne Visum auch keinen Schritt weiter. Der riesengroße Zaun ist schon beeindruckend, nur das Tor steht offen und nirgendwo ein Grenzbeamter. Es reizt schon einfach mal kurz rüber zu gehen, ein Foto in Russland zu machen und wieder umzukehren. So leicht ist es aber nicht wie wir dann von der Reiseleitung lernen: Die Grenzpolizisten sind schon da, sie sind nur versteckt positioniert. Es besteht keine Chance einfach unerkannt über die Grenze zu gehen und die Strafen auch schon beim Versuch sind sehr hart. Also lassen wir das Thema und wir fotografieren lieber die Grenzanlage aus sicherer Entfernung. Um Punkt 12.45 Uhr legt das Schiff wieder ab, wir wenden und machen uns auf den Weg in Richtung Süden. Am Nachmittag wandern wir durch Vardø, der östlichsten Stadt Norwegens, die bei leichtem Nieselregen sehr trostlos und verlassen aussieht. Der restliche Abend verläuft sehr ruhig an Bord.
Tag 8 – 30.07.2012: Honnigsvåg – Hammerfest – Tromsø
Frühstück am Nordkap – das ist heute möglich! Bereits um kurz vor 6 Uhr treffen sich einige Mitreisende am Bus, nachdem die „Kong Harald“ über Nacht wieder nach Honnigsvåg gefahren ist. Der Himmel ist strahlend blau und die Gruppe hat das Kap fast für sich alleine. Tolle Fotos entstehen so an der Nordkapkugel. Das Frühstück an den Nordkaphallen mit Blick auf das Plateau rundet einen unvergesslichen Ausflug ab. Zurück zum Schiff geht es quer durch die norwegische Landschaft bis nach Hammerfest, natürlich mit vielen Fotostopps. Die „Kong Harald“ ist währenddessen nach Hammerfest gefahren und wir erkunden die nördlichste Stadt Europas zu Fuß. Anstrengend, aber sehr lohnenswert ist der Aufstieg auf den Aussichtspunkt Salen: 80 Meter über der Stadt haben wir einen schönen Ausblick auf die Umgebung und die „Kong Harald“, die direkt in der Stadt liegt.An diesem Abend erleben wir einen traumhaften Sonnenuntergang an Bord. Das Schiff läuft in Tromsø ein und der Himmel hat eine einzigartige Färbung. Tolle Fotos entstehen während wir an der Eismeerkathedrale vorbeifahren und im Hafen anlegen. Die Eismeerkathedrale ist auch Ziel für das exklusive Mitternachtskonzert. Die Kirche wird nur für die Hurtigruten-Gäste noch mal geöffnet, schön beleuchtet und heimische Chöre sorgen für ein stimmungsvolles Konzert.