Es regnet und wir haben nur 5°. Brrr....
Weiter geht es durch die Wildnis Finnlands Richtung Norden über Iwalo bis an den Inari-See. In dieser Gegend leben etwa 30 % Samen. Sie leben hauptsächlich von der Rentierzucht und vom Fischfang. Die Straßen hier sind die reinste Berg- und Talbahn, sehr seltsam, aber sieht auch toll aus. Wenn man eine Anhöhe erreicht hat, bekommt man ein richtig mulmiges Gefühl. Und dann geht es wieder ab nach unten! Was für Straßen! Um 11 Uhr sieht es mittlerweile etwas freundlicher aus und wir haben 10° erreicht. Allmählich ändert sich die Landschaft. Die großen Bäume weichen kleinen krüppeligen Bäumchen, krumm und schief gewachsen und zum Teil ziemlich kahl. Die Gegend sieht moorig aus.
Kurz vor der norwegischen Grenze machen wir noch eine Pause an einem Bach, wieder mit einer typischen Toilette. Wir vertreten uns die Beine und gehen ein wenig am Bach spazieren. Um 12.30 Uhr erreichen wir die finnisch-norwegische Grenze bei der Überquerung des Flusses Inarijoki und fast schlagartig ändert sich die Landschaft. Sie ist nicht mehr so urwüchsig, sondern sieht irgendwie zivilisierter aus. Wir erfahren, dass die niedrigste hier gemessene Temperatur 51° minus betrug. Gut, das wir 15° plus und strahlenden Sonnenschein haben!
Zwei Stunden später machen wir nochmal eine Pause, direkt in einer Bucht am Wasser. Die vielen kleinen und größeren Steine, die den Boden bedecken, laden förmlich ein zum Steinmännchen bauen. Das haben wohl auch schon viele vor uns gedacht, denn hier sind bereits viele Steinchen aufeinander gebaut. Wir fahren jetzt bis zur Nordkapinsel immer am Porsangerfjord entlang. Die Landschaft besteht jetzt aus Wald und allmählich höher werdenden Bergen. Die ersten schneebedeckten Bergspitzen sind zu sehen. Was für eine herrliche Landschaft! Man kann sagen: Finnland ist wild und urwüchsig, Norwegen ist majestätisch.
Der Porsangerfjord ist etwa 123 km lang und damit der längste Fjord Norwegens. Das letzte Stück auf dem Weg zur Insel Mageroya fahren wir durch einen 6875 Meter langen Tunnel. Im Ort Honningsvag ist unser Hotel, das Scandic Honningsvag Hotel. Das Hotel liegt direkt am Hafen, hier legen auch die Schiffe der Hurtigruten an. Wir essen heute schon um 18.00 Uhr, damit wir möglichst zeitig zum Nordkap aufbrechen können. Ja, heute ist es endlich soweit, der Höhepunkt unserer Reise ist erreicht!
Die Fahrt dorthin ist etwa 40 km lang. Die Gegend ist karg, es geht in sanften Serpentinen hinauf. Immer wieder haben wir atemberaubende Blicke hinunter auf den Fjord oder hinauf auf schneebedeckte Bergkuppen. Und dann sehen wir von weitem endlich die Kugel auf dem Nordkap. Noch ein paar Kurven und dann sind wir da. Endlich! Nordkap! Manch einer würde sich umsehen und sagen: Nichts los hier. Nein, viel los ist hier sicher nicht, aber es ist einfach das Gefühl, an einem ganz besonderen Ort zu sein. Lohnenswert anzusehen ist auch ein Film, den man sich ansehen kann, über diesen Ort, mit vielen tollen Momenten und natürlich mit den Nordlichtern, die wir ja jetzt im Sommer nicht zu sehen bekommen.
Mit der Sicht haben wir Glück, die Sonne scheint zwar nicht, aber es ist wenigstens klar. Wir haben zwar nur 6°, aber es fühlt sich gar nicht so kalt an. Gegenüber vom Eingangsbereich steht das Denkmal der sieben Kinder. Dieses Denkmal wurde von sieben Kindern aus verschiedenen Teilen der Welt erschaffen. Es symbolisiert Freundschaft, Zusammenarbeit, Hoffnung und Freude – über alle Grenzen hinweg. Das Projekt wurde 1989 ins Leben gerufen.
Nach zweieinhalb Stunden Aufenthalt versammeln wir uns wieder am Bus. Und dann gibt es zur Feier des Tages noch für jeden eine kleine Flasche Sekt. Wie schön! Voller toller Eindrücke geht die Fahrt zurück zum Hotel und gleich ins Bett. Es ist ja jetzt auch spät genug.